Schmerzhafte Schulterprothese (Revision)

Schulterprothesen, die früher einmal eingesetzt wurden, können mit der Zeit ihren Dienst versagen. Das kann zu Schmerzen führen oder auch dazu, dass man den Arm nicht mehr anheben und damit nicht mehr gebrauchen kann. Die Ursachen für ein solches Versagen können vielfältig sein und hängen vom Typ der Prothese und von der Rotatorenmanschette ab. Eine eigentliche Abnützung der Prothese ist an der Schulter selten zu sehen. Weil man auf dem Arm nicht geht, sind die Belastungen in der Schulter kleiner.

Was tun, wenn die Schulterprothese schmerzt?

Wenn eine Schulterprothese zu schmerzen beginnt, ist das meistens ein Zeichen dafür, dass etwas nicht mehr stimmt. Das künstliche Gelenk selbst hat keine Nerven. Der Schmerz kommt also von den umliegenden Geweben, die einen Schaden aufweisen können. Aber meist ist es ja nicht nur der Schmerz, sondern auch die Beweglichkeit, und die Funktion der Prothese ist beeinträchtigt. Der Arm kann nicht mehr gehoben werden, und der Alltag wird erschwert. Schon das An- und Ausziehen sind ein Problem, Essen wird zur Herausforderung. Spätestens jetzt ist es Zeit, einen erfahrenen Facharzt zu konsultieren.

Was sind die Gründe für eine schmerzhafte Schulterprothese?

Wie immer sind die Schmerzen von Person zu Person unterschiedlich, sowohl in der Herkunft als auch in der Ausprägung. Häufig ist die Schmerzursache in der Rotatorenmanschette zu finden. Für eine anatomische Prothese musste sie beim Implantieren intakt sein. Es ist aber möglich, dass sie sich inzwischen abgenützt hat und es nun zu einem Riss einer der Sehnen kommt. Die Schulter tut weh, und der Arm wird schwach.

Die Schulterprothese nützt sich weniger ab als Knieprothesen oder Hüftprothesen. Aber die Verankerung der Gelenkspfanne in der Schulter ist eine grosse Herausforderung. Anders als bei der Hüfte besteht kein knöcherner Ring um die Pfanne, der es erlaubt, eine künstliche Pfanne fest einzupressen. Vielmehr muss die flache Pfanne auf einem kleinen, flachen Knochen aufgebracht und verankert werden. Diese Verankerung kann sich lösen, und die künstliche Pfanne beginnt zu wackeln. Der Knochen darunter wird ungleichmässig belastet. Er beginnt zu schmerzen und kann sich auch abbauen.

Man kann sich leicht vorstellen, dass auch der Oberarmkopf nicht mehr gut geführt ist, wenn die Pfanne nicht mehr hält. Je nachdem, welche Kräfte auf ihn wirken, kann er sich im Gelenk dezentrieren und es ungleich belasten. Das führt zu einer asymmetrischen Abnützung, die die ungleiche Belastung weiterhin fördert. Das kann so weit gehen, dass der Oberarmkopf praktisch in einer Fehlstellung, der Subluxation, fixiert ist.

Ganz ungünstig ist, wenn es mit der Prothese zu einem vollständigen Ausrenken der Schulter kommt. Glücklicherweise ist das eher selten der Fall. Es kann aber sein, dass dann die zuvor gut funktionierende Rotatorenmanschette reisst oder die künstliche Pfanne gelöst wird.

Problematisch sind aber vor allem Stürze oder Unfälle bei älteren Patienten. Fällt man auf eine Prothese, wirken unkontrollierte Kräfte. Weil der Knochen und das Metall der Prothese nicht die gleichen Materialeigenschaften haben, besteht eine Sollbruchstelle. Eine periprothetische Fraktur kann entstehen. Dies führt nun dazu, dass die Prothese nicht mehr im Knochen hält. Man muss sie also austauschen, aber der Knochen, der die neue aufnehmen müsste, ist ja eben gebrochen. Eine verzwickte Situation, die oft grosse Operationen nötig macht.

Eine besondere Situation besteht, wenn früher ein Oberarmbruch mit einer Hemi-Prothese versorgt wurde. Dabei wurde die gesunde Gelenkpfanne nicht ersetzt, nur der gebrochene Oberarmkopf. Weil nun aber der künstliche Kopf aus Chromstahl der natürlichen Pfanne gegenübersteht, wird sich der Knorpel der Pfanne mit der Zeit aufbrauchen und eine künstliche Pfanne muss implantiert werden.

Wenn das Gelenk plötzlich nicht nur schmerzt, sondern auch anschwillt und sich rötet, dann könnte eine Infektion die Ursache sein. Besonders in der frühen Phase nach einer Implantation, aber auch zeitlebens ist es möglich, dass sich Bakterien, die zum Beispiel nach einer Zahnbehandlung im Blut zirkulieren, auf einer Prothese festsetzen. Eine solche Infektion ist enorm schwierig zu diagnostizieren, weil es eine Gelenkpunktion dafür braucht. Noch schwieriger ist es, sie zu behandeln, weil die Bakterien einen Schutzfilm bilden, unter dem sie sich verstecken. Deshalb hilft oft nur der Ausbau der Prothese.

Wie werden die Ursachen abgeklärt?

Ein seriöser Arzt wird Sie mit einer Prothese einmal jährlich sehen und eine Röntgenkontrolle machen wollen. Dadurch kann man den möglichen Problemen voraus sein und reagieren, bevor es zu spät ist. Wenn Sie nun aber plötzliche, anhaltende oder aussergewöhnliche Schulterschmerzen haben, sollten Sie rasch zu Ihrem Orthopäden gehen. Er wird Sie untersuchen und sicher ein Röntgenbild anordnen. Oft ist damit die Diagnose gestellt, manchmal braucht es noch eine Computertomografie dazu. Das MRI kommt seltener zum Einsatz, da das Metall der Prothese das Bild stört. Bei unsicheren Fällen kann es sein, dass ein sogenanntes SPECT-CT angefertigt wird. Bei dieser Untersuchung konzentriert man sich auf die Aktivität der weissen Blutkörperchen, die auf einen kleinen lokalen Entzündungsherd hinweisen können, der anders nicht entdeckt werden kann.

Wie werden Prothesenschmerzen behandelt?

Wenn jemand Schulterschmerzen hat wegen eines Problems der Prothese, sollte man nicht lange um den heissen Brei herumreden – die Prothese muss wahrscheinlich revidiert werden. Das ist eine erneute Operation, bei der die schadhaften Komponenten ersetzt werden. Das mag sich nun wie ein Pneuwechsel anhören, beinhaltet aber deutlich mehr. Denn die neue Prothese muss im Gelenk verankert werden und soll wieder funktionell sein. Es braucht also nicht nur neues Material, sondern auch die Biologie, die es aufnimmt. Weil aber eine schmerzhafte Prothese oft den Knochen und die Weichteile im Vorfeld geschädigt hat, ist es nicht immer gegeben, dass der Ersatz so gut ist wie die ursprüngliche Prothese. Ebenso ist eine zweite Operation meist schwieriger als die erste.

Wenn die ursprüngliche Prothese eine anatomische war, kann man sie wahrscheinlich durch eine inverse Prothese ersetzen. Häufig ist dann die Funktion wieder so gut wie zuvor. Moderne Implantate sind für diesen Fall bereits so ausgerüstet, dass sie Komponenten haben, die man einfach ersetzen kann, und andere, die man einfach belassen kann. Wenn allerdings eine inverse Prothese ihren Halt oder ihre Funktion verliert, dann ist die Revision deutlich anspruchsvoller, und die Resultate sind manchmal nur eine Schmerzreduktion, aber keine Verbesserung der Funktion.

Kommt es wegen eines Unfall zum Ausrenken der Prothese, wird man sie (mehrheitlich unter Narkose) wieder einrenken, das Gelenk einige Tage ruhigstellen und dann beobachten, wie es geht. Kommt es zu einem Bruch um die Prothese, muss der Knochen geflickt werden. Bleibt die Prothese stabil, kann sie belassen werden. Meist wird aber eine Komponente ersetzt durch eine, die besser hält, weil sie grösser ist.

Wie wichtig ist die richtige Nachbehandlung?

Es ist selbstverständlich, dass eine Revisionsoperation der grössere und anspruchsvollere Eingriff ist als die primäre Implantation − sowohl für den Operateur als auch für den Patienten. Es braucht mehr Zeit für die Heilung und Wiederherstellung des Gelenks. Entsprechend muss die Nachbehandlung sorgfältiger sein. Aber auch hier wird man sich bemühen, das Gelenk so bald als möglich ein wenig zu bewegen, damit es möglichst nicht steif wird.

Die Physiotherapie ist entscheidend. In der Zeit, in der der Arm nicht aktiv bewegt werden kann, brauchen Patienten gelegentlich Hilfe zu Hause, oder sie gehen in eine Rehabilitation. Dann folgt die Zeit, in der Kraft und Koordination wiederaufgebaut werden. Jetzt kann der Arm im Alltag wieder leicht eingesetzt werden. Schliesslich normalisiert sich die Situation, und auch belastete Arbeiten werden wieder möglich.

Kosten und Kostenübernahme

Die Kosten einer Revisionsoperation sind von verschiedenen Faktoren abhängig, nebst dem Implantat von der Dauer und Komplexität des Eingriffs und von der Länge der Hospitalisation.

In der Regel übernimmt die Krankenkasse die Kosten vollumfänglich, wenn Sie über die entsprechende Versicherung verfügen.

Für eine Behandlung in unserem Fachzentrum ist eine Privat- oder Halbprivat-Versicherung erforderlich.

Falls die Behandlung selbst finanziert wird, erstellen wir nach einer eingehenden Untersuchung gerne einen Kostenvoranschlag. Dies gilt insbesondere auch für ausländische Patienten.

Wie oben dargelegt, sind anschliessende Rehabilitationen nur selten nötig. Einfache Physiotherapie reicht. Beides wird von den Krankenkassen übernommen.

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PD Dr. med. Andreas L. Oberholzer ist ein erfahrener Facharzt FMH für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Wir gewährleisten eine rasche, fachlich kompetente Abklärung und Beratung sowie eine Behandlung nach den modernsten Möglichkeiten. 

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PD Dr. med. Andreas L. Oberholzer

PD Dr. med. Andreas L. Oberholzer

Facharzt FMH für Orthopädie und Unfallchirurgie. Spezialgebiete: Knie-, Hüft- und Fusschirurgie.

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