Knieprothese
Wann brauche ich ein künstliches Kniegelenk?
Das Kniegelenk ist ein sehr komplexes Gelenk. Störungen in diesem System, wie beispielsweise beschädigte Gelenkknorpel oder Meniskus (Menisken), fördern die Entstehung einer Kniearthrose, die oftmals sehr schmerzhaft verläuft und zu Bewegungsverlust führt.
Eine fortgeschrittene Kniearthrose (Gonarthrose) kann oftmals dazu führen, dass der Einsatz einer Knieprothese (Teil- oder Totalgelenkprothese) notwendig wird, sofern konservative Behandlungsmethoden oder eine Arthroskopie die Beschwerden nicht erfolgreich lindern konnten.
Ob der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks für Sie die richtige und notwendige Behandlungsmethode ist, wird in einer genauen Untersuchung festgestellt.
Die Implantation einer Kniegelenkendoprothese (künstliches Kniegelenk) hat das Ziel, Schmerzfreiheit sowie die Bewegungs- und Gehfähigkeit wiederherzustellen.
Welche Methode eignet sich am besten?
Es gibt heute verschiedene Methoden, aber der weichteilorientierte Kniegelenk-Oberflächenersatz hat sich in der Kniechirurgie besonders bewährt. Bei dieser Methode wird den Seitenbändern des betroffenen Knies spezielle Beachtung geschenkt.
Im Gegensatz zu den anderen Methoden, bei denen mithilfe des Computers oder mit Schnittschablonen darauf geachtet wurde, dass die Ober- und Unterschenkelachse im Lot stehen (achsenorientierte Methode), wird bei der weichteilorientierten Methode während der Operation die Kraft des Innen- und Aussenbands in gebeugter und gestreckter Stellung mit einem speziellen Weichteildruckmessgerät ermittelt.
Vernarbte Seitenbänder werden so lange gelöst, bis das betroffene Knie bei gleicher Kraftanwendung auf das Innen- und Aussenband wieder gerade steht. So ist es möglich, den künstlichen Kniegelenk-Oberflächenersatz an die unterschiedlichen krankheitsbedingten Veränderungen des Kniegelenks individuell anzupassen.
Erst wenn die Seitenbänder ausgeglichen sind und dabei das Bein gerade ist, wird der Oberflächenersatz, der nun den «neuen Knorpel» bildet, eingesetzt. Dadurch wird sichergestellt, dass der neue, künstliche Kniegelenk-Oberflächenersatz gleichmässig belastet wird.
Die weichteilorientierte Methode kommt bei folgenden Eingriffen zum Einsatz:
- Teilweiser Oberflächenersatz (Schlittenprothese, Kniescheiben-Gleitlagerersatz) : Nur eine Hälfte der Gelenkfläche muss ersetzt werden, dabei bleiben die eigenen Kreuzbänder erhalten
- Kompletter Oberflächenersatz (Knieprothese): Das ganze Gelenk muss ersetzt werden
- Revisionsprothese (Gekoppelte / Geführte Knieprothese, Kompletter Kniegelenksersatz): Die Seitenbänder funktionieren nicht mehr, die Knochenqualität ist schlecht (Osteoporose); bei erheblichen Fehlstellungen oder als Ersatz einer bestehenden Prothese
Teilweiser Oberflächenersatz
Die unikondyläre Endoprothese – auch Schlittenprothese oder Teilprothese genannt – kommt zum Einsatz, wenn nur eine Hälfte der Gelenkfläche erkrankt ist und das Kniegelenk keine ausgeprägte Fehlstellung (O-Bein, X-Bein) aufweist. Die gesunden Teile des Gelenks bleiben bestehen.
Eine Sonderform davon ist die patellofemorale Endoprothese (Kniescheiben-Gleitlagerersatz). Dieses Implantat wird verwendet, wenn nur das Gleitlager zwischen Oberschenkelknochen und Kniescheibe ersetzt werden muss. Falls die Arthrose auf der Kniescheibenrückfläche fortgeschritten ist, muss diese durch einen entsprechenden Ersatz aus Kunststoff ersetzt werden. In diesem Fall spricht man von einem Kniescheiben-Rückflächenersatz.
Kompletter Oberflächenersatz (Knieprothese)
Ein kompletter Oberflächenersatz wird implantiert, wenn das ganze Gelenk ersetzt werden muss, das heisst, wenn die gesamte Gelenkfläche am Unter- und Oberschenkelknochen zerstört ist. Die Seitenbänder, die der Erhaltung des natürlichen Bewegungsablaufs dienen, bleiben bestehen.
Revisionsprothese (Gekoppelte/Geführte Knieprothese)
Die gekoppelte Knieprothese (Revisionsprothese, Kompletter Kniegelenksersatz) wird verwendet, wenn die Seitenbänder nicht mehr funktionieren, die Knochenqualität (Osteoporose) ungenügend ist oder bei erheblichen Fehlstellungen des Kniegelenks (O-Bein, X-Bein). Gekoppelt bedeutet, dass die Oberschenkel-Komponente mit der Unterschenkel-Komponente fest verbunden ist. Darum braucht dieses System die Seitenbänder nicht mehr.
Die Vorteile der weichteilorientierten Methode
- schonender, weniger schmerzhaft
- bessere Beweglichkeit und Stabilität
- Keine Blutspende vor der Operation notwendig
- Sofortige Belastung und Bewegung des operierten Knies nach der Operation
Welche Knieprothese ist die Beste?
Welche Art von Knieprothese sich im individuellen Fall am besten eignet, wird im Rahmen der Voruntersuchungen geklärt. Die genauen Verhältnisse im Gelenk werden aber erst während des Eingriffs vollständig sichtbar werden. Es ist also möglich, dass zu diesem Zeitpunkt Abweichungen vom regulär besprochenen Operationsverlauf auftreten können.
Gibt es Prothesen für Allergiker?
Normale Knieprothesen bestehen aus Edelstahl, einer Legierung aus einem Gemisch von Kobalt, Chrom, Molybdän und Nickel. Einige Leute haben eine bekannte Allergie gegen diese Komponenten oder können im Laufe der Zeit eine entwickeln. Um dem vorzubeugen, verwenden wir nach Möglichkeit körperverträgliche Implantate, sog. Allergie-Prothesen. Diese sind unter anderem mit Titan besprüht, was die Oberfläche des künstlichen Gelenks noch glatter macht. Die Folgen sind weniger Abnutzung sowie bessere Gleitfähigkeit des künstlichen Gelenks. Zusätzlich verhindert die Titanbeschichtung, dass sich mögliche Allergene, wie z. B. Nickel, aus dem Metall lösen können. Folglich haben wir so weniger Reizung des Gewebes, weniger Schmerzen sowie eine längere Haltbarkeit des künstlichen Gelenks. Die Komponenten des Meniskusersatzes (Inlay) sowie der Ersatz der Kniescheibenrückfläche bestehen aus Kunststoff (ultrahochmolekularem Polyethylen).
Wie lange hält eine Knieprothese?
Auch wenn man sich wünscht, dass das neue Knie ein Leben lang halten soll, muss man sich bewusst sein, dass das künstliche Kniegelenk immer eine Lösung auf Zeit ist: nicht wegen der Prothese an sich, aber weil der Alterungsprozess fortschreitet und einen wesentlichen Einfluss auf die Stabilität des künstlichen Gelenks haben kann.
Heute geht man von einer durchschnittlichen Lebensdauer einer Prothese von mind. zehn bis fünfzehn Jahren aus. Zwar müssen Patienten, die bereits in jungem Alter ein künstliches Kniegelenk erhalten haben, im späteren Leben mit einer weiteren Austausch- oder Revisionsoperation rechnen. Dies ist jedoch in Anbetracht des bemerkenswerten Fortschritts, sowohl in der Operationstechnik als auch bei der Entwicklung von neuen künstlichen Gelenken, sehr gut möglich.
Die Lebensdauer eines künstlichen Kniegelenks kann durch viele Faktoren negativ beeinflusst werden. Diese führen schliesslich zu einer Lockerung des künstlichen Kniegelenks mit dadurch verbundenen zunehmenden Belastungsschmerzen und einer Gangunsicherheit. Dies erfordert im fortgeschrittenen Stadium eine Revision der Prothese.
Häufigste Einflussfaktoren
Belastung
Mechanische Ursachen, die die Lebensdauer eines künstlichen Gelenks negativ beeinflussen, sind die Mehrbeanspruchung des Gelenks sowie eine Verschlechterung der ursprünglichen Verankerung des Gelenks im Knochen. Bei der Überbeanspruchung des Gelenks spielt die eigene Aktivität eine entscheidende Rolle. Je aktiver und vor allem je mehr gelenkbelastende Sportarten man ausübt, desto mehr wird die Verankerung der Unterschenkelkomponente vom künstlichen Gelenk belastet. Eine Überbeanspruchung kann auch durch nicht optimale Platzierung des künstlichen Gelenks eintreten. Des Weiteren kann sich die ursprüngliche Verankerung des künstlichen Kniegelenks im Knochen durch Zunahme der Osteoporose langsam verschlechtern oder durch einen Knochenbruch aufgrund eines Sturzes schnell verschlechtern. Beides führt zu einer Lockerung des künstlichen Kniegelenks.
Infektionen
Diese führen zu einer Aktivierung des Immunsystems mit Entzündung und Schwächung der Verankerung. Infektionen können während des ganzen Lebens das künstliche Kniegelenk bedrohen. Bakterien können über Wundverletzungen der Haut oder der Schleimhaut sowie durch Lungen- oder Blaseninfektionen usw. in die Blutbahn gelangen und sich am künstlichen Kniegelenk niederlassen. Dort vermehren sie sich und führen zu einer Infektion. Das Heimtückische daran ist, dass man eine solche Infektion häufig erst nach einer längeren Zeit bemerkt. Sie manifestiert sich v. a. durch starke Schmerzen und eine Schwellung.
Allergien
Eine Allergie kann sich im Laufe des Lebens entwickeln: Das Immunsystem wehrt sich gegen das Fremdmaterial, das aus Edelstahl besteht (Nickel, Chrom, Kobalt und Molybdän), oder dessen Knochenleim (Zement). Dieses führt zu einer nicht-infektiösen Entzündung des künstlichen Gelenks mit resultierender Lockerung des Gelenks.
Neu auftretende Belastungs- und Bewegungsschmerzen im künstlichen Kniegelenk, die nach kurzer Zeit nicht abklingen, sollten unbedingt durch einen erfahrenen Kniespezialisten abgeklärt werden.
Wie verläuft eine Knieprothesen-Operation?
Der Eingriff hängt davon ab, ob es sich um eine Teilprothese, einen kompletten Ersatz oder eine Revision handelt. Der Operaftionsvorgang ist jedoch ähnlich. Zuerst werden die erkrankten Knochen- und Gewebeteile entfernt und der verbleibende Knochen so geformt, dass die Prothesenteile exakt passen und fixiert werden können. Wir verzichten während der meisten Zeit auf eine Blutsperre. Die Blutsperre ist eine aufblasbare Manschette, die um den Oberschenkel angelegt wird und mit deren Hilfe der Blutfluss am Bein unterbrochen wird. Durch den Verzicht können Blutungen besser kontrolliert und das Gewebe geschont werden. Dies verbessert die Wundheilung und reduziert das Risiko eines Infektes. Die Blutsperre wird nur beim Einzementieren des künstlichen Gelenks verwendet, um einen optimalen Kontakt zwischen Knochen, Zement und künstlichem Gelenk zu gewährleisten.
Welche Anästhesieformen sind möglich?
Wir können eine Knieoperation in Vollnarkose (Allgemeinanästhesie), in Regional- oder Leitungsanästhesie (rückenmarksnahe oder lokale Anästhesien) oder in Kombinationsformen anbieten. Welche Anästhesie die für Sie geeignete ist, besprechen Sie vor der Operation mit dem Anästhesisten.
Risiken und Komplikationen der Operationen
Die orthopädische Chirurgie hat in den vergangenen Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht. Wenn von einem erfahrenen und jahrelang geschulten Orthopäden ausgeführt, sind Knieoperationen heute Routineeingriffe. Der Patient muss sich also nicht vor einer Operation fürchten. Auch die Anästhesie hat sich weiterentwickelt und ermöglicht heute sehr gut verträgliche und sichere Narkosen, auch bei langen Eingriffen.
Jede Operation birgt Risiken. Zu diesen zählen u. a. allgemeine Komplikationen wie: Infektionen, Wundheilungsstörungen, Blutergüsse und Nachblutungen, Thrombosen, Verletzungen von Nerven, Gefässen oder anderen anatomischen Strukturen, Verklebungen, übermässige Bildung von Narbengewebe mit Minderung der Beweglichkeit und Funktion des Kniegelenks sowie Restschmerzen. Spezielle Komplikationen wie Knochenbrüche, Allergie, Zunahme der Arthrose hinter der Kniescheibe, nicht optimale Platzierung der künstlichen Komponenten, falsche Führung der Kniescheiben usw. werden mit Ihnen im Rahmen eines ausführlichen Aufklärungsgesprächs besprochen.
Bei einem Ersteingriff sind die Risiken klein, nehmen dann aber mit jeder weiteren Operation am Knie zu. Eine Komplikation kann dazu führen, dass Sie nochmals operiert werden müssen. In einer guten Klinik stehen Sie unter engmaschiger Kontrolle, sodass auch bei Komplikationen rasch reagiert werden kann.
Kosten und Kostenübernahme
Die Kosten einer Knieoperation sind von verschiedenen Faktoren abhängig, hauptsächlich von der Dauer und Komplexität des Eingriffs und vom Umfang des zu implantierenden Materials. In der Regel übernimmt die Krankenkasse die vollen Kosten, sofern Sie über die entsprechende Versicherung verfügen. Für eine Behandlung in unserem Fachzentrum wird eine Zusatzversicherung (privat oder halbprivat) benötigt.
Ob ein anschliessender Reha-Aufenthalt ebenfalls von der Krankenkasse übernommen wird, muss mit dieser idealerweise schon vor der Operation geklärt werden.
Will man die Operation selbst finanzieren, stellen wir auf Wunsch und nach einer eingehenden Untersuchung gerne einen Kostenvoranschlag zusammen. Dies gilt insbesondere auch für ausländische Patienten.
Erfahrungsbericht
Interview mit Herrn Luchsinger zum Einsatz eines künstlichen Kniegelenks durch PD Dr. med. Oberholzer.
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Wir gewährleisten eine rasche, fachlich kompetente Abklärung und Beratung sowie eine Behandlung nach den modernsten Möglichkeiten.
PD Dr. med. Andreas L. Oberholzer ist ausgewiesener Experte für Kniebeschwerden und verfügt über grosse Erfahrung auf dem Gebiet des künstlichen Kniegelenks.
Buchen Sie Ihren Termin hier online direkt online oder rufen Sie uns an: +41 44 388 16 16. Gerne dürfen Sie bei uns auch eine Zweitmeinung einholen.
Weitere häufige Fragen
Wie lange dauert der Klinikaufenthalt und was passiert danach?
Der Aufenthalt in der Klinik beträgt im Durchschnitt eine Woche. Schon am ersten Tag nach der Operation beginnt man mit einer Bewegungstherapie und täglichen Übungen. Ungefähr am vierten Tag geht man an Gehstützen bereits einige Schritte selbstständig. Das operierte Bein kann voll belastet werden, wenn es die Schmerzen und Schwellungen zulassen. Die Gehstöcke werden in den ersten vier bis sechs Wochen vor allem für Ihre Sicherheit und die Gangschulung benötigt. Schmerzlindernde Medikamente nimmt man so lange ein, wie man Schmerzen hat. Während sechs Wochen ist eine Thromboseprophylaxe nötig, und knapp zwei Wochen nach der Operation werden die Fäden entfernt.
Regelmässige Nachkontrollen in unserem Zentrum ermöglichen uns, den Heilungsverlauf zu kontrollieren und Ihnen auf Wunsch auch Verhaltensempfehlungen oder weitere unterstützende Therapietipps (z. B. Massagen) zu geben.
Sportliche Aktivitäten oder Hobbies wie beispielsweise Skifahren oder Golfen können auch mit einem künstlichen Kniegelenk wieder aufgenommen werden. Wichtig ist der Aufbau der Muskulatur.
Wie sieht die Rehabilitation zu Hause aus?
Unmittelbar nach dem Spitalaufenthalt sollte eine mehrwöchige Physiotherapie folgen. Die meisten Patienten organisieren sich so, dass sie zwei- bis dreimal wöchentlich in unsere Physiotherapie kommen können. Man kann natürlich auch einen Therapeuten in der Nähe des Wohnorts suchen. Entsprechende Verordnungen stellen wir gerne aus. Gewisse Krankenkassen übernehmen auch eine stationäre Rehabilitation oder eine Kur. Dies sollte vorgängig gut abgeklärt und dann erst geplant werden. Falls Hilfe im Haushalt erwünscht oder nötig ist, kann dies über die Spitex organisiert werden. Wir sind Ihnen gerne bei der Organisation behilflich.
Leben mit der Knieprothese
Grundsätzlich sollte man nach der Operation und der anschliessenden Reha nicht nur beschwerdefrei, sondern auch in der Lage sein, mehr oder weniger sein gewohntes, geliebtes Leben fortzusetzen. Dazu gehören soziale, aber auch sportliche Aktivitäten. Wenn man sich gut ans neue Gelenk gewöhnt hat, moderat sein Training wieder steigert und keine zu grossen Risiken eingeht, sollten alle Sportarten wieder möglich sein. Natürlich sind Sportarten wie Skifahren, Snowboarden, Fussball, Tennis (Stop-and-go, Kontaktsportarten etc.) gefährlicher und somit weniger geeignet als sanftere Arten wie Schwimmen, Radfahren, Wandern etc.
Besondere Vorsicht ist allerdings bei einem Zahnarztbesuch erwünscht. Im Mund haben wir viele Bakterien, die normalerweise keine Probleme verursachen. Wird jedoch die Schleimhaut verletzt oder sind schlechte Zähne vorhanden (kariöse Zähne), die sich zu einem Eiterzahn entwickeln, können Mundbakterien in die Blutbahn gelangen. Diese schwächen einerseits das Immunsystem und können sich auch postoperativ im künstlichen Kniegelenk ablagern und sich vermehren. Das kann eine Infektion im künstlichen Kniegelenk auslösen. Eine so verursachte Infektion des künstlichen Kniegelenks ist selten, hat jedoch für die betroffene Person schwerwiegende Komplikationen zur Folge. Das infizierte künstliche Gelenk muss erneut operiert und die Genesung durch eine lange Antibiotika-Einnahme unterstützt werden. Schlägt die Therapie nicht an, muss das künstliche Kniegelenk komplett ausgebaut werden, und zu einem späteren Zeitpunkt – wenn die Gelenksinfektion abgeheilt ist – muss eine neue Knieprothese eingebaut werden. Das belastet die Psyche und den Körper sehr. Hinzu kommt, dass das Resultat eines solchen künstlichen Gelenks meist schlechter, mit mehr Schmerzen und weniger Beweglichkeit verbunden ist. Eine gute Mund- und Zahnhygiene ist daher sehr zu empfehlen.
Bei einem Notfall oder einem operativen Eingriff generell sollte eine Antibiotikaprophylaxe für die Behandlung in Betracht gezogen werden, in Abhängigkeit vom Zustand des Patienten (Immunsuppression, Diabetes mellitus usw.) und der Art und Dauer des Eingriffs. Der Arzt sollte darüber informiert werden, dass Sie ein künstliches Gelenk haben.
Wie kann ich mich auf den Eingriff vorbereiten?
Es gibt einige Möglichkeiten, wie Sie mithelfen können, damit es nach dem Einsetzen des künstlichen Kniegelenks schnell wieder aufwärts geht. Zuerst müssen Sie sich zu 100 Prozent sicher sein, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für ein künstliches Kniegelenk ist.
Muskelaufbau und Bewegung
Es ist wichtig, dass Sie Ihre Kniegelenke bis zum Operationstermin weiter belasten und trainieren, denn je kräftiger die Muskulatur und je besser die Beweglichkeit vor der Operation sind, desto schneller sind Sie wieder auf den Beinen. Für den Muskelaufbau braucht es dreimal länger als für dessen Abbau. Physiotherapie vor der Operation unterstützt die Muskulatur ebenfalls positiv. Zusätzlich können erste Übungen zeigen, wie Sie am besten an Gehstöcken gehen.
Starkes Immunsystem
Studien belegen, dass die Stärkung des Immunsystems durch die Zugabe von Vitaminen und Proteinen vor und nach der Operation enorm wichtig ist, um die Komplikationsrate zu minimieren. Hierzu dienen gut verträgliche Nahrungsergänzungsmittel. Wir empfehlen zusätzlich kurz vor der Operation eine selbstständige Reinigung des zu operierenden Hautbereichs mit entsprechenden Desinfektionstüchern und/oder einem speziellen Duschmittel. Diese Reinigung trägt zur Senkung des Infektionsrisikos bei.
Wichtig ist ebenfalls der Check-up bei Ihrem Hausarzt. Eine Blutarmut oder andere Einschränkungen (z. B. Kreislaufprobleme, Gerinnungsstörungen etc.) sollten vor einer Operation ausgeschlossen und gegebenenfalls behandelt werden. Auch starkes Übergewicht oder Rauchen ist ungünstig und sollte daher vermieden resp. reduziert werden.
Zahnärztliche Kontrolle
Wir empfehlen vor einer grösseren Gelenkersatzoperation, die Zähne von einem Zahnarzt kontrollieren und gegebenenfalls sanieren zu lassen. Auch eine Dentalhygiene (DH) ist vor dem Eingriff empfehlenswert. Nach der Operation sollten Sie mindestens 3 Monate nicht zum Zahnarzt oder zur DH gehen, um mögliche Infektionen zu vermeiden.
PD Dr. med. Andreas L. Oberholzer
Facharzt FMH für Orthopädie und Unfallchirurgie. Spezialgebiete: Knie-, Hüft- und Fusschirurgie.