Diagnose Kniearthrose – was tun?

Patienten mit Kniearthrose stellen sich häufig eine Reihe von Fragen, wenn sie über Behandlungsmöglichkeiten nachdenken.

PD Dr. med. Andreas Oberholzer beantwortet in diesem Fachartikel die häufigsten Fragen zu Therapieoptionen, Arztwahl und Lebensstil.

Welche Behandlungen kommen bei einer Kniearthrose infrage?

Es gibt viele verschiedene Optionen, abhängig vom Arthrose-Stadium, den Beeinträchtigungen (z.B. Schmerzen, Beweglichkeit) und den individuellen Bedürfnissen sowie der Lebenssituation. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen konservativen und operativen Behandlungen.

Man beginnt im Normalfall mit den konservativen Behandlungen – mit dem Ziel, die Beeinträchtigungen zu reduzieren und das Fortschreiten der Arthrose zu verlangsamen. Die Kniearthrose kann nicht geheilt werden. Es können nur die Symptome gelindert und dem weiteren Knorpelabbau entgegengewirkt werden.

Was versteht man unter konservativen Behandlungen und wie gross ist deren Effekt?

Das Feld der konservativen Behandlungen reicht von Physiotherapie, Chiropraktik und Osteopathie über Medikamente und Nahrungsmittelergänzung bis hin zu Gelenkinfiltrationen.

Im Bereich der Medikamente gibt es einerseits schmerz- und entzündungshemmende Medikamente sowie knorpelunterstützende Substanzen. Während Schmerzmittel nur in der akuten Phase eingenommen werden sollten – sie machen langfristig abhängig und sind für die Verdauungsorgane schädlich, eignen sich knorpelunterstützende Substanzen wie Glucosamin oder Chondroitin als langfristige Begleittherapie.

Viele Patienten sagen, dass sich die Symptome der Arthrose dadurch verbessert hätten und sie einen Unterschied spürten. Ob sie wirklich nützen, ist wissenschaftlich nicht erhärtet. Die Krankenkassen übernehmen nur gewisse Präparate.

Was ist eine Gelenkinfiltration?

Eine Infiltration ist eine Injektion direkt ins Kniegelenk mittels einer Spritze. Zu den bewährten Substanzen zählen Kortison (hemmt die Entzündung und lindert Schmerzen), Hyaluronsäure (verringert die Reibung und verbessert die Beweglichkeit), Eigenblut (fördert die eigene Gewebeheilung und wirkt entzündungshemmend) und neuerdings die Cellular-Matrix (Kombination von Eigenblut und Hyaluronsäure).

Die Spritzen werden in der Praxis verabreicht und je nach Substanz in unterschiedlichen Abständen wiederholt. Die Krankenkassen übernehmen meistens nur das Kortison, da es sich bei den anderen Substanzen um neuartige oder um nicht bei allen Patienten wirksame Behandlungen handelt.

Was kann man sich von diesen Spritzen erhoffen?

Die meisten Patienten haben nach einer Kortisonspritze deutlich weniger Schmerzen. Der Zustand ist aber meistens nur vorübergehend. Aufgrund der Nebenwirkungen des Kortisons empfehle ich zwischen zwei bis drei Spritzen maximal. Danach sollten alternative Therapien in Betracht gezogen werden.

Der Effekt von Hyaluronsäure und Eigenblut ist individuell unterschiedlich. Manche Patienten sprechen sehr gut darauf an, andere merken kaum einen Unterschied. Inzwischen ist ein Kombipräparat erhältlich, das im Vergleich zur Einzelgabe erwiesenermassen wirksamer ist. Es handelt sich dabei um die Cellular Matrix-Therapie, mit der ich auch in meiner Praxis gute Erfahrungen mache.

Sie wird zudem bei Kreuzbandbehandlungen und nach Knieoperationen angewendet, um den Heilungsprozess zu fördern und Schmerzen und Schwellungen zu reduzieren. Es sind ausserdem mehrere Spritzen möglich und die Behandlung ist nebenwirkungsarm.

Wie lange kann ich meine Beschwerden mit konservativen Methoden kontrollieren?

Das hängt ganz von der individuellen Situation ab. Grundsätzlich macht man nichts falsch, wenn man zuwartet und verschiedene Behandlungen ausprobiert. Es ist ganz normal, dass es Phasen gibt, wo es besser geht und andere, wo man eher eine Verschlechterung spürt. Relevant sind die Beschwerden und wie sie die Lebensqualität einschränken.

Wie kann ich meinen Alltag anpassen, um Schmerzen zu reduzieren?

Grundsätzlich sollte auf physische Aktivitäten verzichtet werden, die eine besondere Belastung für das Kniegelenk bedeuten. Darunter fallen z.B. Stop&Go-Sportarten, lange Wanderungen steil bergab oder Positionen in dauerhaft gebeugter Stellung. Bei fortgeschrittener Arthrose sollte man sich immer gut überlegen, wie lange und intensiv man eine bestimmte Aktivität machen möchte und sich entsprechend vorbereiten.

Generell hilft, wenn man Übergewicht reduziert und sich regelmässig bewegt. Punktuell können auch Gehilfen oder stabilisierende Bandagen helfen. Letztere sollten aber nur punktuell getragen werden, da sie ansonsten die Muskulatur schwächen.

Wann ist eine Operation angezeigt?

Eine Operation ist dann zu empfehlen, wenn die Schmerzen und die Bewegungseinschränkungen so stark sind, dass die Lebensqualität massiv darunter leidet: wenn man nachts nicht mehr schlafen kann, den geliebten Hobbies nicht mehr nachgehen kann oder sich so unsicher fühlt, dass man kaum mehr etwas unternimmt; wenn man auf die dauerhafte Einnahme von Schmerzmitteln angewiesen ist und diese bereits Probleme mit Magen, Darm, Niere oder Leber verursachen.

Wichtig ist auch, dass man vorher alle anderen Optionen in Betracht gezogen und den Entscheid mit dem Umfeld (Familie, Partner etc.) abgesprochen hat.

Wie dringend ist die Operation oder anders gesagt: vergibt man sich etwas, wenn man noch etwas zuwartet?

Ein künstliches Kniegelenk ist in der Regel keine dringende Angelegenheit. Die Beschwerden dauerten ja meistens schon länger an und kamen nicht schlagartig. Arthrose ist ausserdem keine gesundheitsgefährdende Krankheit. Auf der anderen Seite sollte die Operation nicht aufgeschoben werden, wenn man zum Entscheid gekommen ist, dass nur noch diese zur gewünschten Verbesserung führt. Auch bei Folgeproblemen (z.B. Medikamentenabhängigkeit, Fehlstellungen) oder grosser Sturzgefahr infolge Gangunsicherheit sollte nicht mehr zugewartet werden.

Wie lange muss ich nach der Operation mit einer Verbesserung rechnen?

Die Heilungsphase nach einer Kniegelenkersatzoperation dauert rund 6 Wochen. In dieser Zeit geht man an Stöcken. Zusammen mit der Physiotherapie wird ein individueller Trainingsplan erstellt, sodass man rasch an Mobilität und Kraft gewinnt. Die meisten Patienten sind kurz nach der Operation bereits schmerzfrei.

Welche Operationsarten gibt es?

Diese Frage kann erst nach einer fundierten Abklärung beantwortet werden. Dafür sind ein Untersuch und eine radiologische Abklärung (Magnetresonanztherapie) nötig. Wir haben grundsätzlich drei Arten von Operationen:

Gelenkerhaltende Operation, die sog. Arthroskopie. Sie wird durchgeführt, um den Knorpel zu glätten und den eingerissenen Meniskus zu entfernen. Sie ist häufig die Vorstufe zum eigentlichen Gelenkersatz.

Oberflächenersatz: Er kommt zum Einsatz, wenn das Gelenk teilweise oder ganz ersetzt werden muss, weil die Gelenkflächen zerstört sind.

Totalgelenkprothese (Revisionsprothese): Sie wird eingesetzt, wenn die Seitenbänder nicht mehr funktionieren, die Knochenqualität ungenügend ist (Osteoporose) oder eine Fehlstellung (X- oder O-Bein) vorliegen, oder wenn ein bereits früher implantiertes Kunstgelenk ersetzt werden muss.

Welche Methode ist die beste?

Ich habe mich auf die weichteilorientierte Methode spezialisiert, weil sie minimal-invasiv und schonend ist und den Seitenbändern besondere Beachtung geschenkt werden können.

Zudem kombiniere ich die weichteilorientierte Methode mit innovativen Technologien im Bereich Augmented Reality (AR). Über eine AR-Brille im OP kann ich das Gelenk noch genauer und physiologischer platzieren, was zu einer besseren Beweglichkeit, mehr Stabilität und weniger Schmerzen operierten Gelenk führt.

Für mich sind ausserdem die Qualität der Implantate, deren Verträglichkeit sowie die Verankerungsform von oberster Priorität.

Wie lange dauert die Operation und der Spitalaufenthalt?

Die Operation dauert je nach Operationsart unterschiedlich lang, im Durchschnitt 1.5 bis 2 Stunden. Der Klinikaufenthalt beträgt im Normalfall 4 Tage.

Welche Risiken und Komplikationen sind mit der Operation verbunden?

Der Einsatz eines künstlichen Gelenks ist für den erfahrenen Spezialisten ein Routineeingriff. In den meisten Fällen kann ohne Umwege das gewünschte Resultat erzielt werden.

Jede Operation hat allgemeine und spezifische Risiken, über die ich meine Patienten vorgängig informiere. Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf die gleiche Operation. Bei einem Ersteingriff liegt die Komplikationsrate bei 1% und ist somit relativ gering. Mit jeder weiteren Operation steigt das Risiko. Ein guter Gesundheitszustand hilft, Risiken zu mindern.

Infekte können nie vollständig ausgeschlossen werden, deswegen legen wir grossen Wert auf besondere Hygiene- und Sicherheitsstandards, über die wir unsere Patienten im Vorfeld aufklären. 

Wie dauerhaft ist die Operation? Muss ich mit einem weiteren Kunstgelenk rechnen?

Ein künstliches Gelenk ist der Ersatz für Ihr natürliches Gelenk und übernimmt dessen Funktion vollumfänglich. Es bleibt aber stets ein «Fremdkörper», bei dem ebenfalls eine Abnutzung stattfindet. Der Alterungsprozess schreitet auch mit einem künstlichen Gelenk fort und hat einen Einfluss auf die Stabilität. Man geht von einer Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren aus, wobei sich diese Dauer dank neuen Technologien wie Augmented Reality erhöhen dürfte.

 

Wie finde ich den richtigen Arzt?

Die Wahl des Arztes ist entscheidend und in der Tat nicht einfach. Ich rate jedem, sich im Internet ein erstes Bild zu machen und sich bei mindestens zwei Spezialisten eine Meinung einzuholen. Nebst dem persönlichen Eindruck sollte auf folgende Kriterien geachtet werden:

  • Expertise: hat der Arzt die erforderliche Erfahrung? Wieviele solcher Operationen hat er bereits gemacht? Ist er auf Kniegelenke spezialisiert? Wie sieht seine Komplikationsrate aus? Wie zufrieden sind seine Patienten?
  • Massgeschneiderte Behandlung: welche Behandlung bietet mir der Arzt an und macht diese für mich Sinn? Bin ich gut aufgeklärt worden, auch über Alternativen und Risiken?
  • Persönliche Betreuung: kann der Arzt eine lückenlose und persönliche Betreuung garantieren? Nimmt er sich genügend Zeit für mich?

Gerne vermitteln wir Ihnen den Kontakt zu Patientinnen und Patienten, damit Sie sich mit diesen austauschen und von deren Erfahrung profitieren können. Erfahrungsberichte ehemaliger Patienten finden Sie hier.

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Gerne beraten wir Sie in einem persönlichen Beratungsgespräch.

PD Dr. med. Andreas L. Oberholzer ist ausgewiesener Experte für Kniebeschwerden und verfügt über grosse Erfahrung auf dem Gebiet des künstlichen Kniegelenks. 

Buchen Sie Ihren Termin hier online direkt online oder rufen Sie uns an: +41 44 388 16 16. Gerne dürfen Sie bei uns auch eine Zweitmeinung einholen.

Für eine Konsultation in unserem Fachzentrum ist eine allgemeine schweizerische Versicherung (Krankenkassen-Grundversicherung) ausreichend. Eine allfällige Operation mit stationärem Aufenthalt wird in der Privatklinik Bethanien durchgeführt. Dafür ist eine Zusatzversicherung (Privat, Halbprivat oder Flex) oder eine anteilige Kostenübernahme durch den Patienten erforderlich.

PD Dr. med. Andreas L. Oberholzer

PD Dr. med. Andreas L. Oberholzer

Facharzt FMH für Orthopädie und Unfallchirurgie. Spezialgebiete: Knie-, Hüft- und Fusschirurgie.

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